Klare Aussage – Fehlanzeige

Ich bin mal wieder angesprochen worden, ob ich nicht einmal was zu den vielen, netten – vor Floskeln trotzenden – Briefen von Seiten einer Personalabteilung schreiben möchte.

Hmm… eigentlich schreibe ich am Wochenende nur ungerne etwas aus meinem Berufsleben. Aber man hat mich überzeugt. Ich habe einige Absage geschickt bekommen, die nichts anderes als die Aussage „Klare Aussage – Fehlanzeige“ verdienen.

So zum Beispiel die Aussage einer Personalabteilung, dass man die Absage bedauert. Aber man sich ja gerne wieder bewerben darf. Okay… so (ohne den O-Ton zu zitieren) klingt es nett oder logisch.

Will heißen: nicht eine Absage für immer.

Aber wenn man den Text vor sich liegen hat, dann wird klar: da wurde nur ein Baustein an den anderen gehängt.

Und auf Nachfrage des Bewerbers (war ein IT’ler), für welche Stelle (er hatte sich auf zwei Standorte beworben) die Absage gilt, kam nur als Antwort: (sinngemäß) die Standort A. Aber der Arbeitgeber würde auch immer einheitlich für andere Standorte schauen, ob ein Profil passt.

Wie jetzt? Also abgesagt wurde Standort A und man hätte aber auch für Standort B geschaut? Was denn nun?

Anderes Beispiel: Absage durch einen Personalberater oder eines Personaldienstleisters mit dem Verweis „wir nehmen Sie in unsere Datenbank auf“. Aber wenn man dann kurze Zeit später eine (neue) Stelle auf deren Seite findet und nachfragt, dann wird keinerlei Bezug auf die gespeicherten Daten in der Datenbank genommen bzw. keiner hat sich gemeldet.

Okay … letzteres ist mir auch schon passiert. Kommt vor. Je nachdem welches Suchwort man verwendet, findet man den Bewerber (in der hauseigenen Bewerberdatenbank) wirklich nicht.

Aber mal ganz ehrlich: manchmal fehlt es schon an Klarheit und einer konsistenten Aussage. Ich kann derzeit viele Bewerber verstehen, die sich über die Standardabsagen beschweren. Sinnlos zusammengesetzte Standardsätze, ohne viel Bezug. Da landet jede Absage im Papierkorb. Warum mit so etwas belasten.

Die Zeiten, wo man noch etwas aus einer Absage ziehen konnte bzw. sich verbessern konnte, die sind lange vorbei.

Aber warum fehlt diesen „neuen“, AGG-konformen Briefen auch die Menschlichkeit? Das ist die eigentliche Frage, die ich mit den Beispielen, die mir vorlagen, zur Diskussion stellen möchte. Ist es heute nicht mehr möglich, eine „nette“ Absage zu formulieren?

2 Kommentare

  1. S. sagt:

    Ich verschicke Standard-Absagen. Das muss ich auch; die Texte sind konzernweit abgestimmt, damit die vielen einzelnen Unternehmensbereiche nach außen einheitlich auftreten. Zudem sind sie AGG-konform formuliert.

    Das vorweg.

    Ich finde den Aspekt Menschlichkeit in der Absage aber sehr interessant. Für mich stellt sich die Frage, wie das konkret aussehen könnte, „mehr Menschlichkeit“ in die Absage zu packen. Negativbeispiel: Ich habe selbst schon Absagen bekommen, in denen man mich bat, selbige nicht als Abwertung meiner Persönlichkeit oder meiner Qualifikation zu verstehen. Diese Trostfloskel war bestimmt nett gemeint, für mich als Bewerber klang sie jedoch wie blanker Hohn. Wenn es nicht an meiner Person oder den Qualifikationen gelegen hat… Ja, woran denn dann?

    Ich finde es ja auch schade, dass wir den Bewerbern kein Feedback geben dürfen, vor allem, wenn es am Ende eines sehr aufwändigen Bewerbungsverfahren dann leider doch einfach nicht gereicht hat. Aber würde ich riskieren, mich und meinen Arbeitgeber angreifbar zu machen, wenn mir nur ein kleiner Fehler beim Feedback unterläuft und ich versehentlich ein AGG-Indiz liefere? Wohl eher nicht.

    Und bevor ich wohlmeinende, aber überheblich klingende Trostpflaster-Absagen verschicke, bleibe ich doch lieber beim sachlichen „… bedauern, dass wir Ihre Bewerbung nicht weiter berücksichtigen können.“

    Aber: bin für Vorschläge durchaus offen!

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