Das Interview vor dem Interview

In der letzten Woche habe ich in einem Newsletter etwas über Trends im Vorstellungsgespräch 2014 gelesen.

Bevor ich was über die Trends bzw. einen speziellen (der mir ins Auge gestochen ist) schreibe, noch eine kleine Vorwarnung: ich werde in diesem Beitrag meinen Hut wechseln. Das tue ich z.B. auch in Workshops, die ich moderiere.
Will heißen: ich werde sowohl aus meiner Perspektive als HR Manager auf die Trends schauen. Aber ich war ja auch von Zeit zu Zeit als Bewerber in dieser Situation (= vor einem Vorstellungsgespräch) und habe mit diesem Hut eine „private“ Meinung zu Bewerbungstrends.
Und wenn ich weder den einen, noch den anderen Hut auf habe, dann bin ich Coach und unterstütze zum Beispiel Bewerber in der Vorbereitung auf einen Jobwechsel/ auf ein Vorstellungsgespräch. Und hier in meinem Blog gebe ich dann auch Tipps aus dieser Perspektive.

Also seien Sie gespannt, was meine drei Hüte zu diesem Trend sagen haben.


In besagtem Artikel wird das „Interview vor dem Bewerbungsgespräch“ als Trend benannt. So würden Firmen ihre Bewerber „vorsortieren“.

Der HR Manager/ Personaler in mir dachte an dieser Stelle nur: das soll ein Trend für 2014 sein? Dann bin ich wohl schon seit Jahren Trendsetter. Denn ein Telefoninterview gehört für mich als HR Manager schon von je her zur ersten, einfachen und unkomplizierten Kontaktaufnahme mit einem Bewerber. Warum? Manchmal lassen Bewerbungsunterlagen leider doch noch Fragen offen. Und je nachdem, wo der Bewerber wohnt, ist ein Telefonat für beide Seiten (so mein Berufsethos) die einfache Methode mehr zur Stelle/ zum Bewerber zu erfahren. Also: der HR Manager in mir kann dem Artikel nicht zustimmen; es ist kein Trend, sondern (m)ein Standard. Aber vielleicht wird es ja jetzt bei weiteren HR Managern/ Recruitern zum Standard. Wäre schön, denn hilfreich kann es für beide Seiten sein und Frust im/ nach einem Vorstellungsgespräch bzw. unnütze Anfahrtskosten (er-) sparen.

Der Coach in mir empfiehlt Bewerbern, diese (Vor-) Auswahl ebenso ehrlich + wichtig zu nehmen wie das tatsächliche, persönliche Vorstellen. So habe ich einmal von einem Bewerber gehört, dass es ihm hilft – um in die richtige Haltung zu kommen – auch sein Bewerbungsoutfit für ein Telefonat anzuziehen. Denn: durch besagte Kleidung hat er eine andere Körperhaltung eingenommen und somit auch seiner Stimme einen (ge-) wichtigeren Ton verliehen. Denn am Telefon können Sie nur mit Stimme überzeugen. Aber das war aus der „Vor-Videointerview“- Zeit. Denn seit es auch Videointerviews gibt, gilt dieser Grundsatz sowieso.

Aber zurück zur Stimme: insbesondere Menschen (oftmals in der Tat Frauen) mit hellen Stimmen, kann ein bisschen Mut/ Unterstützung helfen. Sprechen Sie sich warm, bevor Sie ans Telefon gehen. Singen Sie… lachen Sie… tun Sie einfach das, was Sie immer tun, wenn es Ihnen gut geht.

Und nur noch eins, sozusagen neben den klassischen Tipps für ein Telefoninterview, ein Hinweis aus meiner Praxis: a) bitte vermeiden Sie Umgebungsgeräusche (Familie, Handy, Hund) und b) stellen Sie sich etwas zu trinken hin. Falls der Frosch doch einmal kratzen sollte.

Soviel zu meinen beiden beruflichen Rollen…. bleibt noch meine Perspektive als Bewerber. Und da habe ich in der Tat eine ganz andere Meinung zum vorgeschalteten Telefoninterview. Na ja… sagen wir mal so. Meine berufliche Sicht der Dinge, färbt auch auf mich als Bewerber ab. Und ich erwarte natürlich von meinem Gegenüber einen ähnlich hohen Standard, den auch ich für meine Bewerber zu geben bereit bin. Doch eine professionelle Herangehensweise habe ich – leider – des Öfteren in meiner Bewerberlaufbahn missen dürfen. So fehlte manchmal das Vorstellen des Gegenübers; man möchte schon wissen mit wem man spricht bzw. welche Rolle die Person im Auswahlprozess einnimmt. Oder manche Fragen, die mir gestellt wurden, hätten sich auch aus meinem Lebenslauf ergeben und Kommentare wie „das vermisse ich in Ihren Unterlagen“ überflüssig gemacht. Und erst als ich auf die Angaben verwies, fiel meinem Gegenüber auf: „Oh… das steht da ja schon.“ Vielen Dank für die Vorbereitung.
Jedoch am Ärgerlichsten war es (auch wenn es schon so lange her ist, ich empfinde es beim Niederschreiben immer noch als Missachtung eines Bewerbers), wenn man nach einem Telefoninterview in ein Gespräch eingeladen wird. Das ist zwar schön und auch nicht der Grund für meine obige Aussage.
Aber der Ärger folgte zu Beginn des persönlichen Gesprächs. Denn wenn dann die Erkenntnisse aus dem Telefonat nicht vorhanden sind bzw. so getan wird, als ob noch kein Kontakt bestand, dann zeugt das für mein persönliches Empfinden von wenig Professionalität. Auch wenn man sich den Lebenslauf noch einmal „live“ erzählen lassen möchte, könnte man dies zumindest (so der HR Manager in mir) nett einleiten a la: „Auch wenn wir durch Ihren Lebenslauf schon einmal durch sind, wären Sie so freundlich und würden mir auch jetzt im persönlichen Gespräch noch einmal kurz Ihren Werdegang skizzieren?“.

Und da schließt sich auch wieder der Kreis zu oben. Es ist gut, dass eine Vorauswahl über Telefoninterviews als Trend für 2014 festgehalten wird. Denn so kann sich diese Art der Bewerber- (Vor-) Auswahl entwickeln und wird sicher bald von jedem (HR + Bewerber) souverän genutzt.

In diesem Sinne: Ihnen viel Erfolg für Ihr nächstes Telefoninterview. Und sollten Sie eventuell doch Hilfe benötigen, dann melden Sie sich bei mir. Ich freue mich über Ihre Kommentare bzw. E-Mails.

 

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