Archiv für Juli 2010

Wem muss der Köder schmecken?

Muss der Köder nur dem Fisch schmecken, nicht dem Angler?

Diese Frage, heute aktuell aufgeworfen durch eine Sendung im Reality-TV, wo Auswanderer ein Restaurant eröffnet haben, habe ich in letzter Zeit öfters gehört bzw. diskutiert. Zuletzt mit einer Personaler-Kollegin, der ich mein Engagement in XING erläutert habe.  So habe ich – zumindest versucht – zu erklären, dass viele Bewerber (wie der letzten per E-Mail an meine Kollegin vom Recruiting) oft nicht verstehen, dass es eben nicht um ihre persönliche Ansprüche geht. Sondern dass man sich, in einer Bewerbung (wo immerhin das Wort „Werbung“ drinsteckt) um den Kunden (= den Arbeitgeber) kümmern sollte. Konkret ging es um das Unverständnis, dass Bewerbungen (insbesondere in dezentralen Organisationen) nicht bei jedem Ansprechpartner mit der Abteilungsbezeichnung „Personal“ an der richtigen Stelle ist. Darauf das Unverständnis von Seiten des Bewerbers, warum es so etwas wie „richtige“ bzw. „zuständige“ Ansprechpartner gäbe.

Kurz und gut: meines Erachtens ein totales Unverständnis für Abläufe oder Arbeit in der Personalabteilung. Eigentlich immer mein Thema. Ich versuche immer, so auch hier, den Bewerber die Denkweise und internen Abläufe rund um eine Stellenbesetzung nahe zu bringen.

Doch seit der ausführlichen Diskussion mit meiner Kollegin…. nun vorsichtig formuliert, bin ich noch auf andere Gedanken gekommen. Sie meinte nur: gut, dann hat der Bewerber (s.o.) nicht zum Unternehmen gepasst. Und warum muss der Köder immer nur dem Fisch schmecken?

Das hat mich nachdenken lassen und zu einigen Erkenntnissen/Anmerkungen geführt: muss der Köder (=die Bewerbung) wirklich nur dem Fisch (=Arbeitgeber) schmecken?Oder ist das in Zeiten (Achtung: Modewort!) des Talente- und Führungsnachwuchsmangels eine etwas antiquierte Vorstellungen? Müssen nicht vielmehr beide Seiten aufeinander zugehen und sachlich/neutral einen Dialog aufbauen?

Insbesondere wenn wir einen Schritt weiter, im Vorstellungsgespräch, sind: wo man (wohlgemerkt im besten Falle) einen Dialog, eine Einigung zwischen Bewerber und Arbeitgeber aufbauen sollte. Also leihen wir uns eher ein Bild aus der Mathematik, aus der maritimen Welt.  Ist es nicht wie eine Gleichung, die aufgehen muss? Es gibt viele (manchmal unbekannte) Variablen, einige Determinanten und zum Schluss muss ein Ergebnis erzielt werden. Also sollten sich Bewerber heute vielmehr die Frage stellen: welchen Rechenweg nehme ich, als welchen Köder!

Und beim Thema Weg sind wir bei meinem gestigen Beitrag. Jeder muss seinen Weg finden. In der beruflichen Entwicklung, auf dem Weg dahin im Rahmen des Bewerbungsprozesses, im privaten Umfeld/der Partnerschaft. Wege gibt es überall. Die Lösung ist nur: gehen Sie einen. Auch wenn er vielleicht (nach einigen Kilometern) nicht der richtige ist. Aber Sie sind gegangen, waren AKTIV und haben sich bewegt, an Erfahrung gewonnen. Und das nächste Vorstellungsgespräch, das nächste Anschreiben fällt Ihnen leichter. Denn es gibt weniger Variablen. Sie kommen der „Ideallösung“ immer näher.

Viel Glück beim Rechnen… äh Bewerben! 😉