Kaminkarriere

Noch im Studium ist man bestrebt, bemüht den „richtigen“ Einstieg zu finden. Karriere zu machen. Aufzusteigen.

Nach dem Studium: der Eintritt in die Realität. Kommt man nicht von einer Elite-Uni, hat keinen Doktor in der Tasche oder kein entsprechendes Vitamin B, dann sieht die oftmals „bittere“ Realität deutlich anders aus. Man ist bemüht überhaupt einen Einstieg zu finden. Kann oftmals sein Fachgebiet nicht anbringen, aber als Akademiker ist man ja universell einsetzbar und beginnt seinen Weg irgendwie.

Nach einen paar Jahren, man hat einiges an Berufserfahrung vorzuweisen, im besten Fall wenige Wechsel, im schlechtesten Fall – bedingt durch die Kompromissbereitschaft nach Studienende – einige Wechsel mehr. Aber man ist noch immer guter Dinge seinen Weg zu finden.

Bis zu dem Zeitpunkt, wo a) das Alter und b) jüngerer Nachwuchs und c) Aussagen wie „andere in ihrem Alter“ aufeinander treffen. Da fängt man an nachzudenken. Wo ist die Zeit geblieben. Die vielen, tollen Ideen und Vorstellungen von einem erfüllten Arbeitsleben nach einem (mehr oder minder) hartem Studium? Gut, man befindet sich mitten im Leben. Aber auch das Leben ist nicht untätig geblieben. Man wurde (manchmal ohne es zu bemerken, weil man hoch engagiert sich seinen Weg zusammensuchen musste) man einfach überholt.

Und genau diesen Menschen ist der heutige Beitrag gewidmet. Es gibt sie tatsächlich. Die Menschen, die auch heute im 21. Jahrhundert noch eine Kaminkarriere hinlegen. Ich rede nicht von den sogenannten High-Pots. Sondern von Menschen, die vielleicht an der gleichen Hochschule wie Sie waren. Aber die einfach einen anderen, mit dem Blick zurück, besseren Start nach dem Studium hingelegt haben. Sie haben – z.B. schon im Studium über Praktika – sich frühzeitig einen festen Platz in einem Gefüge namens Organisation gesichert. Haben vielleicht über ein Traineeprogramm einen Einstieg gefunden und sich sukezzive eine Kaminkarriere aufgebaut. Und heute, heute stehen Sie vor Ihnen. Sind manchmal Ihr Vorgesetzter.

Spätestens da, fängt das Grübeln an: was haben die anders gemacht? Wie ist deren Weg so verlaufen und warum? Fragen über Fragen fangen an unaufhörlich am eigenen Ich zu nagen.

Doch wie weit soll das gehen?

Ich sage Ihnen heute: überhaupt nirgendwohin! Denn: was bringen (späte) Zweifel? Doch nur Unbehagen, dass einem vom Hier und Jetzt abhält. Schauen Sie nach vorne. Sie werden nie ein High-Pot sein. Eventuell nie in der 1. Reihe tanzen. Aber Sie haben – im Gegensatz zu manch anderem, der ganz auf der Strecke blieb – Ihren, wenn auch steinigen, Weg gefunden haben.

Und darauf können Sie verdammt stolz sein. Auch wenn es kein Kamin war, der Ihren Weg nach oben beschleunigt hat. Aber Sie sind Ihren Weg gegangen und der hört heute und hier noch lange nicht auf. Gehen Sie nur weiter. Vielleicht kommt irgendwann Ihr Schornstein. Und der Weg dorthin muss nicht immer über einen schwarzen Kamin geführt haben. 😉

In diesem Sinne viel Erfolg dabei!

Ihre,
Annette Gerlach

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